Beschreibung
Der Jugoslawienkrieg markiert für die Bundesrepublik Deutschland einen
entscheidenden Einschnitt in ihrer Geschichte. Die Nach-Kriegsgeschichte
nach dem Zweiten Weltkrieg, die diesem Land nach der faschistischen
Kriegs- und Vernichtungspolitik des “deutschen Reiches” eine gewisse
Sonderrolle zuzuweisen schien, ist nun offenkundig beendet. Das vereinte
Deutschland ist ein normaler interventionistischer Staat geworden, das
Stigma “Auschwitz” ist abgeschüttelt und mit ihm das Gefühl für eine
besondere Rolle im Finden und Praktizieren von Außen- und
Sicherheitspolitik.
Dieser Krieg markiert auch weltweit die neue Ausgangsbasis von
Sicherheitspolitik nach dem Zusammenbruch der Warschauer
Vertrags-Organisation (WVO) am Beginn der 90er Jahre. Die USA, und in ihrem
Schlepptau die NATO, diktieren derzeit unilateral das kriegs- oder
friedenspolitische Geschick der Erde.
Johannes M. Becker und Gertrud Brücher
sind Privatdozenten am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der
Philipps-Universität Marburg und Mitglieder des dortigen Zentrums für
Konfliktforschung.