Beschreibung
Ethik ist “in”. Ethik-Kommissionen, Beratungsbüros und Gutachter erfreuen
sich des öffentlichen Interesses. Zugleich ist ihr Einfluss häufig
marginal. Können moralische Überlegungen die Dynamik der gesellschaftlichen
Entwicklungen noch beeinflussen?
In der modernen Ethik steht der Begriff der Verantwortung zentral. Mit ihm
soll die personale sittliche Fähigkeit des Menschen wie die Sachgerechtigkeit von moralischen Entscheidungen zum Ausdruck gebracht
werden.
Mit der medialen Vermittlung der Wirklichkeit, der Beschleunigung
von Erfahrungs- und Wissensprozessen sowie der Systemdominanz in unsern
Lebensverhältnissen, werden wesentliche Voraussetzungen einer
Verantwortungsethik in Frage gestellt. Transnationale und interkulturelle
Erfahrungen tragen zusätzlich zur Relativierung der herkömmlichen
Koordinaten ethisch verantworteter Entscheidungen bei. Welche Folgen hat
das für die öffentliche Rolle der Ethik? Lässt sich weiterhin die
Kategorie “Verantwortung” sinnvoll gebrauchen?
Die Beiträge des vorliegenden Bandes – eine Dokumentation des
29. Internationalen Fachkongresses für Moraltheologie und Sozialethik,
der vom 20. – 24. September 1999 in Tilburg stattfand – beleuchten
die verschiedenen Facetten dieses Problems. Neben den Grundlagenfragen
kommen konkrete Beispiele für den Orts- und Funktionswandel der Ethik
ausführlich zur Sprache.
Karl-Wilhelm Merks ist Professor für
Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Tilburg/Niederlande.