Beschreibung
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den Ursachen vor allem des
ersten Tschetschenienkriegs (1994 – 1996), die nur im Kontext des
Transformationsprozesses der Rußländischen Föderation begriffen werden
können. Zentral ist dabei die These, daß das Zusammenspiel von nicht
gefestigten demokratischen Institutionen und Partikularinteressen
relevanter politischer Akteure in der rußländischen Führung an einem Krieg
zur militärischen Gewalt Rußlands gegen Tschetschenien führten. Die
Darstellung des zweiten Tschetschenienkriegs (seit 1999) zeigt, daß in
der Zwischenkriegszeit kein politisches Lernen stattfand und sich deshalb
die Mechanismen, die zum ersten Krieg führten, wiederholen konnten. Beide
Kriege sind daher als symptomatisch für den problematischen
Transformationsprozeß Rußlands zu sehen und verweisen darauf, daß die
Einführung formaler demokratischer Strukturen allein nicht ausreicht, um
die Transformation zu einer freiheitlichen Gesellschaft, in der Konflikte
gewaltlos gelöst werden, zu gewährleisten.
Claudia Wagner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) an der
Universität Mannheim.