Beschreibung
Die Arbeit handelt von den Fulbe Nordbenins, die als relativ seßhafte
Rinderzüchter eine Minderheit innerhalb der bäuerlichen Gesellschaft der
Region darstellen. Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage nach den
Formen individueller und kollektiver Selbstreflexion. Die Nordbeniner
Fulbe verfügen nicht über die üblichen Formen des symbolischen
Identitätsausdrucks, wie religiös-rituelle Handlungen, künstlerische
Darstellungen, Historiographie – daß sie dennoch weder kunstlos noch
Kult-los sind, macht die Studie von Boesen klar. Konstitutiv für die
Identitätsvorstellungen der Beniner Fulbe ist ein spezifischer Begriff von
Fremdheit. Fremdheit hat hier zwei Erscheinungsformen: Scham und
Schönheit. Anders formuliert: Fremdheit wird in der Kunst des
Sich-Verbergens und in der des Sich-Zeigens zur Anschauung gebracht.
Nach einer kurzen Einführung in die Sozialstruktur der
Fulbe-Gemeinschaften Nordbenins, in der besonderes Gewicht auf die
Betrachtung der Handlungs- und Wahrnehmungsmöglichkeiten des Einzelnen
gelegt ist, widmet Boesen sich der Darstellung von pulaaku,
dem Wert- und Normensystem der Fulbe. Ihre Analyse macht vor allem
deutlich, daß pulaaku nicht lediglich als ein kulturelles
Symbolsystem verstanden werden darf, sondern ein praktiziertes Ethos von
großer ästhetischer und emotiver Kraft darstellt, in welchem die
öffentliche Darstellung und Erfahrung von Scham einen zentralen Platz
einnimmt. Der dritte Teil ihrer Studie behandelt die besondere Verbindung,
die im Fall der Fulbe zwischen Jugend und Schönheit besteht, und damit die
expressive Kompetenz und die spezifische Symbolisierungsfunktion, die den
Jugendlichen hier zuerkannt werden.
Elisabeth Boesen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in
einem DFG-Projekt an der Universität Bayreuth