Beschreibung
Das Spannungsfeld von Norm und Devianz ist nicht nur ein Kernproblem
sozialer Ordnungen überhaupt, sondern tangiert darüber hinaus wesentliche
Kategorien religioser Lebensformen. Die mittelalterlichen Orden gaben dem
Wechselspiel von Norm, Devianz und Sanktion einen neuen, festen
institutionellen Rahmen. Statutenwerke, Generalkapitelbeschlüsse und
Visitationsprotokolle ermöglichen eine eingehende Analyse.
Gerade die elementaren monastischen
Verhaltensforderungen können zugleich als zentrale Problemfelder
individueller klösterlicher Lebensführung beschrieben werden: Verstöße
gegen pax und obedientia, Abweichungen im Zusammenhang
mit dem Keuschheitsgelübde, Diebstahl und Eigenbesitz und schließlich
Formen der Flucht aus dem Kloster. Die Darstellung verfolgt jeweils das
Ziel, einen engen Konnex herzustellen zwischen den positivrechtlichen
Normierungen und den häufig Hunderten von Zeugnissen devianten Verhaltens
aus dem Rechtsalltag der Orden.
Zentrales
Anliegen ist dabei die Aufdeckung von Anlässen, Auslösern und
Spannungsfeldern, sowie der entsprechenden Reaktionen der Ordensinstanzen,
der Strategien der Bewältigung und Prävention, der Reflexe in
Rechtsprechung, Rechtssetzung und Organisation. Nach signifikanten
Traditionen, Unterschieden, Parallelen im Umgang beider Orden mit Devianz
und Devianten wird dabei ebenso gefragt wie generell nach der
Funktionalität abweichenden Verhaltens innerhalb monastischer
Lebensformen.