Beschreibung
Seit im 16. Jh. das Ghetto von Venedig eingerichtet wurde und im
französischen Adel sich der Germanenmythos herausbildete, ist der moderne
Rassismus als Ideologie der Ungleichheit fester Bestandteil der
politischen Diskurse und Ausgrenzungsformen geworden.
Karin Priester verfolgt, wie er in der Literatur der Zwischenkriegszeit
bei dem völkischen Autor Hans Grimm eine existentialistische Wende nimmt,
bei Louis-Ferdinand Céline eine anarchoid-antisemitische. Sie geht der
Fabrikation des Erhabenen und Religiösen als reiner Kultreligion im
Faschismus nach, untersucht am Beispiel rechtsextremistischer Gewalttaten
bei ostdeutschen Jugendlichen in der Wendezeit den Erklärungswert der
“Individualisierungsthese” und zeigt am Beispiel der Judenemanzipation
in Deutschland die ideologische Arbeit am Konstrukt “des” Juden.
Ist der biologisch argumentierende Rassismus ein Relikt der Vergangenheit
und wird er inzwischen durch einen “kulturalistischen” abgelöst? Stehen
wir am Anfang eines neuen rassistischen Paradigmas, das statt von
biologischen von unhintergehbaren “kulturellen” Differenzen ausgeht und
welche ambivalente Rolle spielt dabei die lebensphilosophische
Dezentrierungsthese bei Philosophen der Postmoderne und des
Dekonstruktivismus?
Prof. Dr. Karin Priester ist Hochschullehrerin mit dem
Schwerpunkt Politische Soziologie am Institut für Soziologie der
Universität Münster.
Zahlreiche wissenschaftliche und publizistische
Aufsätze zur politischen Soziologie und
Literatursoziologie,
Buchveröffentlichungen zum italienischen Faschismus, zum
Eurokommunismus
der sechziger und siebziger Jahre sowie zur politischen
Theorie des italienischen Marxisten Antonio Gramsci.