Beschreibung
Die “afrikanische Kultur” wird in Zimbabwe zur Zeit
vielfach als Hemmschuh für die angestrebte wirtschaftliche
Modernisierung des Landes diskutiert. Dabei geht es auch um
mangelnde Motivation und Identifikation im Arbeitsleben.
Die Studie will zeigen, daß die Ursachen hierfür nicht so
sehr in Tradition als vielmehr in den strukturellen
Rahmenbedingungen zu suchen sind, unter denen im kolonialen
Zimbabwe Erfahrungen mit Lohnarbeit gemacht wurden. Im
Vordergrund steht das Bemühen der kolonialen Regierungen,
genügend billige Arbeitskraft in die Produktionszentren zu
ziehen und dabei zugleich die in Gang gesetzten
Proletarisierungsprozesse zu blockieren.
In den Dienst solcher – in sich sehr spannungsreichen –
Strategien wurden auch vorkoloniale Lebensformen und soziale
Institutionen gestellt. “Tradition” wurde auf diese Weise
zur Ideologie und erhielt für jene, die sie erlebten, den
Doppelcharakter von Gefängnis und Refugium. Auf der Strecke
blieben traditionelle Selbstbestimmung ebenso wie die
Entfaltung industrieller Lebensformen.
Sabine Fiedler-Conradi, geb. 1957, studierte
Soziologie, Politikwissenschaften und Öffentliches Recht an
der Justus Liebig-Universität Gießen. Sie hat an drei
verschiedenen Forschungsprojekten zu Zimbabwe mitgearbeitet.
Seit 1991 lebt sie in Zimbabwe.