Beschreibung
Der jüngste Aufstand in Chiapas reiht sich in eine Kette
früherer Erhebungen ein. Die wichtigsten ereigneten sich in den
Jahren 1712 und 1869. Letzteren Aufstand behandelt dieses Buch.
Ausgangspunkt sind 22 indianische Überlieferungen aus
Chamula und vier weiteren Gemeinden, die im jeweiligen Dialekt
des Tzotzil transkribiert sind, sowie zwei Versionen von
Ladinos.
1867 war zunächst eine neue religiöse Bewegung im
Gebiet von Chamula entstanden, die allerdings in einen Aufstand
umschlug, als sie unterdrückt wurde. Nach der Niederwerfung
verfolgten die Regierungstruppen die Fliehenden mehr als ein
Jahr lang im Gebiet verschiedener Indianergemeinden des
Hochlandes.
Die mündlichen Überlieferungen vermitteln einerseits
zusätzliche Einblicke in das Geschehen aus der jeweiligen
lokalen Perspektive und erhärten andererseits wichtige
Ergebnisse der neueren historischen Forschung. So gibt es z. B.
keinerlei Hinweis auf die weithin verbreitete – und auch in
Romanen verarbeitete – Behauptung, die Chamula hätten damals
einen Indianerjungen gekreuzigt, um einen eigenen Christus zu
besitzen.
Ulrich Köhler ist Direktor des Instituts für
Völkerkunde der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.