Beschreibung
Die Fulbe im Norden der Republik Bénin (dem ehemaligen
Dahomey) passen in keines der beiden Klischees, von denen
die wissenschaftliche Literatur über Fulbe geprägt ist: Sie
sind weder Aristokraten, Krieger, Sklavenhalter,
Stadtbewohner, wie sie vor allem von Historikern und
Orientalisten beschrieben werden; noch sind sie
Hirtennomaden und Heiden, die für viele Ethnologen als der
“reinste” Typ von Fulbe gelten. Die Fulbe in Nordbenin
sind Rinderhalter, aber keine Nomaden: Sie sind vielmehr
seßhaft und auch im Hackbau engagiert. Sie sind Moslems,
aber keine “Aristokraten”: In vorkolonialer Zeit waren sie
als Spezialisten für Rinderhaltung mit einem relativ
niedrigen soziopolitischen Status in das System von Berufs-
und Statusgruppen des Borgou integriert, waren aber
ihrerseits Sklavenhalter; heute sind sie dort eine ethnische
Minderheit.
Bierschenks Studie, die sozialanthropologische und
historische Ansätze verbindet, ist ein Beitrag zu den
Diskussionen über Ethnizität und über die lokale
Artikulation zentralstaatlicher Herrschaft und zur
Wirtschaftsanthropologie des Agropastoralismus in Afrika.
Thomas Bierschenk ist Professor für
Ethnologie und Afrika-Studien der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.