Beschreibung
Ausgehend von einer sprach- und zeichentheoretischen
Reformulierung der Psychoanalyse wird der Versuch
unternommen, eine interdisziplinäre Hermeneutik ästhetischer
und kommunikativer Prozesse zu entwickeln. Die Basis hierfür
liefert eine Verbindung von Freuds Traummodell und Lacans
Sprachtheorie, in der die Werkmeister des Unbewußten,
Verschiebung und Verdichtung, als strukturelle Produktions-
und Rezeptionsmuster kultureller Zeugnisse verstanden
werden. Mit der Entwicklung eines traumanalogen Textmodells
entsteht die Skizze eines Deutungsansatzes, der individuelle
und kollektive Artikulations- bzw. Darstellungsformen in
ihren bewußten und unbewußten Anteilen zu analysieren
vermag.
Die historischen und gesellschaftlichen Dimensionen
ästhetischer Prozesse werden, entgegen einigen postmodernen
Diskursen, nicht ausgeblendet oder egalisiert, sondern
reflexiv reorganisiert. Die semiotische Spannung zwischen
Darstellung und Dargestelltem, Werk und Wirkung bleibt als
soziokulturelle Substanz erhalten, ohne sich in postmoderner
Beliebigkeit oder rein energetischen Effekten aufzulösen.
Im abschließenden Teil der Arbeit werden einige Etappen der
ästhetischen Moderne exemplarisch vorgestellt. Unter dem
Aspekt der ästhetischen Bearbeitung von Bewußtem und
Unbewußtem, eingezeichnet in einer sich geschichtlich
wandelnden Bildlichkeit, wird den Parallelen zwischen
psychoanalytischen Befunden über Kultur, Identität und
Subjektivität sowie den Interpretationen der Kunst
nachgegangen.
Thomas Reich, geb. 1965 in
Nienburg/W., studierte Politikwissenschaft, Psychologie,
Soziologie und Rechtswissenschaften an der Universität
Hannover. Er arbeitet zur Zeit als Sozialwissenschaftler am
Institut für Politische Wissenschaft der Universität
Hannover.