Beschreibung
Die Arbeit untersucht die als Kreolmedizin bezeichnete
aktuelle heilkundliche Praxis (Vodouheilung,
Pflanzenheilkunde, Selbstmedikation) in Haiti und ihre
Bezüge zur schulmedizinischen Gesundheitsversorgung. Im
Gegensatz zu “traditionellen” ethnomedizinischen Analysen
stellt die Arbeit das diskursive Umfeld kreolmedizinischer
Heilung – die Rede über den Körper, die Person, die
Krankheit und Gesundheit – in den Vordergrund und
untersucht deren makrogesellschaftlichen und historischen
Bezüge. Die Geschichte der Sklaverei und der Prozeß der
Marginalisierung, dem die haitianische Bevölkerungsmehrheit
von Anbeginn ausgesetzt war, “verkörpert” sich und wird
über die Krankheitskonzepte und ätiologischen Modelle
transportiert. Die Arbeit beleuchtet somit die Produktion
und Reproduktion augenscheinlich “traditioneller” Heilkonzepte aus
einer makrogesellschaftlichen Perspektive. Vodou und Kreolheilung
in Haiti werden auf diese Weise entexotisiert.