Beschreibung
In der ersten Hälfte der 80er Jahre tauchten in Ägypten die
“Islamischen Investmentgesellschaften” auf, die angaben,
islamischen Vorschriften gemäß zu wirtschaften. Sie
sammelten Einlagen in der Bevölkerung, auf die sie
“Gewinnbeteiligungen” ausschütteten, die weit über den
offiziell festgelegten Zinssätzen der Banken lagen. Die
hohen Erträge sollten aus der investiven Verwendung der
Finanzmittel stammen, es wurde jedoch bald über ihre
Herkunft spekuliert: so sollen die
Investmentgesellschaften
ihren Gewinn vor allem aus dem Transfer von
Gastarbeiterersparnissen über den Schwarzmarkt bezogen und
einen großen Teil des Geldes in Spekulationsgeschäften auf
internationalen Märkten verwendet haben; auch wurden ihnen
die Monopolisierung wichtiger Sektoren der ägyptischen
Wirtschaft vorgeworfen. Dem rapiden Aufstieg folgte ein
ebenso rasanter Fall, als die Regierung 1988 nach langem
Zögern eine gesetzliche Regelung erließ. Es zeigte sich nun,
daß die hohen Ausschüttungen vorwiegend auf dem Bau von
“Pyramiden” beruhten, nämlich auf der Entnahme aus den
zuströmenden Neueinlagen. Im Interessenkonflikt zwischen
“Gott, Geld und Staat” konnte keine handhabbare “Lösung”
dieses für die aktuellen Transformationsprozesse in Ägypten
durchaus typischen, wenn auch akzentuierten Phänomens
gefunden werden. Bei der Auflösung und dem Verkauf der
Gesellschaften, die 1993 noch andauerten, kam es zu
zahlreichen neuen Skandalen.