Beschreibung
Klienten suchen therapeutische Hilfe aufgrund emotionaler Probleme. Im
Wettbewerb der Therapieschulen gilt die Verhaltenstherapie gegenüber
konkurrierenden Verfahren teilweise als “technizistisch” und “kalt”,
obwohl die Emotionstheorien der großen psychotherapeutischen Strömungen
aus einer allgemeinen konstruktiv-kognitiven Perspektive sehr ähnlich
erscheinen. In dieser Studie wird überprüft, inwieweit sich diese
konzeptuellen Parallelen in bezug auf die Verhaltenstherapie auch im
sprachlichen Umgang mit Gefühlen abbilden. Mit einem Kategoriensystem, das
analog zur Allgemeinen Psychologie verschiedene Aspekte einer Emotion
differenziert, werden die verbalisierten Gefühle in 12 Reizkonfrontationen
“in vivo” mit Sitzungen aus Psychoanalyse, Kognitiver Therapie,
Gesprächspsychotherapie und Gestalttherapie verglichen. Die
Verhaltenstherapie erweist sich als direktiver und aktiver Ansatz, der in
Quantität und Qualität der thematisierten Emotionen keinesfalls hinter
anderen Therapieformen zurücksteht. Nach einer Trennung
schulenspezifischer Wirk-“Annahmen” und empirischer Wirk-“Faktoren”
wird die Bedeutung gefühlsgetönter, bewertender Kognitionen für den
Therapieerfolg herausgearbeitet und die Forderung nach einer Ablösung des
verbreiteten polypragmatischen Eklektizismus durch ein integratives
emotionszentriertes Modell therapeutischen Handelns unterstützt.
Michael Wörder, geb. 1965; Studium der Psychologie und der
Betriebswirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster; 1991
Diplom in Psychologie; Ausbildung zum psychologischen
Verhaltenstherapeuten; seit 1992 tätig im Klinikum für Rehabilitation, Bad
Salzuflen; Arbeitsschwerpunkte: Psychotherapie bei chronischem Schmerz und
Unfalltraumen.