‚Siegfrieds Edelsitz‘ – Der Nibelungen-Mythos und die ‚Siegfriedstadt‘ Xanten im Nationalsozialismus

ab 10,90 

Arndt Kleesiek

ISBN 978-3-8258-4041-7
Band-Nr. 5
Jahr 1998
Seiten 168
Bindung broschiert
Reihe Zeitgeschichte – Zeitverständnis

Artikelnummer: 978-3-8258-4041-7 Kategorien: ,

Beschreibung

Als „Suche nach Siegfrieds Edelsitz“ bezeichnete im Jahre 1934 eine
NSDAP-nahe Regionalzeitung die Ausgrabungen der provinzialrömischen
Colonia Ulpia Traiana bei Xanten am Niederrhein. Der kuriose
Vorgang zeigt, wie ein seriöses wissenschaftliches Großprojekt in der
damals ausgetragenen Debatte um die „völkische“ Ausrichtung von
Archäologie und Vorgeschichte in ein Kreuzfeuer widerstreitender
Interessen und Einflußnahmen geriet. In regionaler Begrenzung werden dabei
die „polykratischen“ Elemente der nationalsozialistischen
Herrschaftspraxis im Bereich der Kultur- und
Wissenschaftspolitik
erkennbar. Die Tatsache, daß dabei Siegfried und die Nibelungen als
Gegenkonzepte zur römischen „Fremdkultur“ und ihrer Erforschung
aktiviert wurden, verdeutlicht zudem die nationalsozialistische
Vereinnahmung bestimmter Mythen. Die Motivik des Nibelungenliedes von
heldischer Gefolgschaftstreue, opferbereitem Todesmut und unbedingter
Loyalität diente dabei nicht nur der Selbstdeutung des Regimes, sondern
entfaltete, wie die vorliegende Untersuchung nachweist, besonders in der
Propaganda und im schulischen Bereich eine verhängnisvolle Dynamik, die
bis heute – etwa in Denkmaldebatten – den Umgang mit dem so belasteten
Mythenkomplex erschwert.