Kartenverfälschung als Folge übergroßer Geheimhaltung? Eine Annäherung an das Thema Einflußnahme der Staatssicherheit auf das Kartenwesen der DDR

ab 14,90 

Dagmar Unverhau (Hg.)

Referate der Tagung der BStU vom 08.-09.03.2001 in Berlin

ISBN 978-3-8258-5964-9
Band-Nr. 5
Jahr 2002
Seiten 304
Bindung broschiert
Reihe Archiv zur DDR-Staatssicherheit

Artikelnummer: 978-3-8258-5964-9 Kategorien: ,

Beschreibung

Der Grundansatz für das Thema liegt in der seit 1958
bestehenden Zuständigkeit des Ministeriums für
Staatssicherheit (MfS) für Verschlusssachen – dazu zählen
auch topographische Karten, die von der Verwaltung
Vermessungs- und Kartenwesen im Ministerium des Innern (Mdl)
und vom Militärtopographischen Dienst im Ministerium für
Nationale Verteidigung (MfNV) hergestellt und herausgegeben
wurden. Um die Behandlung, Aufbewahrung, Sicherung und
Verwaltung topographischer Unterlagen der Sicherheitsdoktrin
der DDR entsprechend kontrollieren zu können, unterhielt das
MfS in der Hauptabteilung VI 1 (Abwehrarbeit im MdI) eigens
eine Linie Vermessungswesen. Ein Beschluß des Nationalen
Verteidigungsrates der DDR vom 13. 10. 1965, der in
Zusammenhang mit der Konferenz der Staatlichen Geodätischen
Dienste der sozialistischen Staaten in Moskau 1965 steht,
sah u. a. vor, daß topographische Karten im einheitlichen
Koordinatensystem 42 nur noch in den sogenannten
“bewaffneten Organen”: MfNV, MfS und MdI geführt werden
dürfen. Von allen anderen bisherigen Nutzern waren die
Karten einzuziehen und durch eine “Ausgabe für die
Volkswirtschaft (AV)” – Karten, aus denen einheitlicher
Blattschnitt, geodätische Netze, trigonometrische Punkte,
Qualitäts- und Quantitätsangaben sowie andere “vertrauliche
Angaben” entfernt sind – zu ersetzen. Karten für die
Öffentlichkeit sollten zusätzlich unregelmäßige Maßstabs-
und Richtungsverzerrungen und Ungenauigkeiten bis zu $pm$ 3
km
aufweisen. Die Einflußnahme des MfS auf die Wahrung dieser
Praxis sowie die Beweggründe für dieselbe gilt es zu
erhellen. Historiker, Kartographen und Geographen, darunter
fachkundige Zeitzeugen, nähern sich in ihren Beiträgen dem
Thema. Archivaren, Kartenhistorikern und anderen
Kartennutzern könnte mit dem vorgelegten Tagungsband ein
Werk in die Hand gegeben werden, das bei der Bewertung von
und im Umgang mit Karten der DDR sehr hilfreich ist.