Islamische Wirtschafts- und Wohlfahrtseinrichtungen in Ägypten zwischen Markt und Moral

ab 40,90 

Steffen Wippel

ISBN 978-3-8258-3374-7
Band-Nr. 9
Jahr 1997
Seiten 440
Bindung broschiert
Reihe Studien zur Volkswirtschaft des Vorderen Orients

Artikelnummer: 978-3-8258-3374-7 Kategorien: ,

Beschreibung

Seit den 70er Jahren erarbeitet eine
„Islamische Ökonomik“ die Grundlagen für die praktische
Umsetzung islamischer Wirtschaftsvorstellungen. Vor allem
die islamischen Finanzinstitute, die ohne Zinsen arbeiten,
haben Aufmerksamkeit erregt. Die vorliegende Forschungsarbeit
widmet sich der Praxis des zeitgenössischen islamischen
Wirtschaftens in Ägypten. Hier fanden die ersten
bedeutsamen Experimente mit islamischen Wirtschafts- und
Wohlfahrtseinrichtungen statt. Im Vergleich zu anderen
Staaten der Region herrscht ein relativ liberales Umfeld,
das unterschiedlichen Lebensentwürfen noch am ehesten die
Möglichkeit bietet, sich zu entfalten. Eine große
Vielfalt islamischer Einrichtungen, die weit über
traditionelle Verhaltensformen und die Etablierung
Islamischer Banken hinausreicht,
konnte in Konkurrenz zu konventionellen Organisationen
entstehen. Die unterschiedlichen Ausprägungen und
Entwicklungen, auch der tatsächliche „Erfolg“
der „Islamischen Wirtschaft“ lassen sich hier
in besonderer Breite und Tiefe untersuchen.

Zur Analyse werden systemtheoretische Ansätze herangezogen,
die das Wechselspiel zwischen verschiedenen Systemebenen und
-teilen, die Dynamik der Systementwicklung und das
Abgrenzungsverhalten von Systemen berücksichtigen.
Dargestellt werden die politischen, wirtschaftlichen und
sozialen Rahmenbedingungen, unter denen sich die islamischen
Wirtschafts- und Wohlfahrtseinrichtungen entwickelten,
ihre Interaktionen, personellen und organisatorischen
Verflechtungen mit unterschiedlichen Interessengruppen und
ihre sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten.
Gezeigt wird, daß es sich
bei der Mehrzahl der betrachteten Erscheinungen nicht um
rückwärtsgewandte, sondern um „moderne“ Institutionen
handelt, die versuchen, effizient und marktorientiert
zu arbeiten, dabei
Traditionen kreativ weiterentwickeln und einbauen in die
weitere Evolution des Systems. Wirtschaftsanthropologisch
gesehen bedeutet dies den Versuch, die Grenzen zwischen
„Mikro-“ und „Moralökonomie“ neu zu definieren.


Dr. rer. pol. Steffen B. Wippel,
Dipl.-Volkswirt,
geb. 1962 in Karlsruhe, studierte Volkswirtschaftslehre und
Islamwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburt i. Br. und Entwicklungsökonomie an der
Université Aix-Marseille II. Von 1989 – 1994 war er
Akademischer Mitarbeiter am
Fachgebiet Volkswirtschaft des Vorderen Orients der Freien
Universität Berlin. Zur Zeit ist er als freier Dozent für
Wirtschaftspolitik an Studieneinrichtungen des Landes
Brandenburg tätig. Ab 1998 wird er am Berliner Zentrum
Moderner Orient mitarbeiten.