Beschreibung
Der Wandel ist prägend für die Moderne bzw. Postmoderne. Dieser Wandel
erfaßt auch die Religion und die ihr zugrundeliegenden Werte. Dies
bedeutet nun nicht unbedingt ein Ende der Religion, sondern vielmehr eine
Veränderung dieser. In diesem geänderten Bild von Religion müssen neue
Zugänge zum Menschen und zur Gesellschaftsgestaltung aus dem Glauben
heraus gesucht werden.
Ein solcher Wandel bedeutet nun eine gewichtige Herausforderung für die
katholische Soziallehre, die sich in einem anderen Wertbild von Religion
als dem die heutige Zeit prägenden entwickelt hat. Will christliche
Soziallehre einen Dienst am Gelingen des menschlichen Lebens in der
Gemeinschaft leisten, muß sie die neuen Bedingungen wahrnehmen und
mitgestalten. Um die Chancen ausloten zu können, werden die verschiedenen
Akzente, die sich in verschiedenen Typen von christlicher Soziallehre
finden, analysiert und auf die Möglichkeit, dem neuen Wertcharakter von
Religion entsprechend von den Menschen akzeptiert zu werden, hin
ausgelotet. Dabei zeigt sich, daß katholische Soziallehre nicht als ein
monolithischer, feststehender Block diese Aufgabe erfüllen kann, sondern
als eine christliche Soziallehre auf dem Weg, die im Öffnen von
Perspektiven, die die Verengungen der modernen Gesellschaft aufbrechen,
Suchschemata auf ein gelungenes Leben in Gemeinschaft hin anbietet.
Dr. theol. Leopold Neuhold (1954) ist Assistenzprofessor
am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre der kath. theol. Fakultät
der Karl-Franzens-Universität Graz.