Beschreibung
Dem Begriff Euthanasie haftet für deutsche Ohren
etwas Anstößiges an, verweist er doch auf die etwas
unglücklich als Euthanasieverbrechen bezeichneten
Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus. Dem
korrespondiert die Tendenz, die deutsche Diskussion über die
Euthanasie zwischen dem Ende des neunzehnten und den
dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts lediglich als
Vorgeschichte dieser Verbrechen wahrzunehmen. Doch das wird
der vielstimmigen und kontroversen Debatte nicht gerecht und
verhindert, dass man neben den Brüchen, die uns von den
damaligen Argumentationen trennen, auch die Kontinuitäten
wahrnimmt, die die heutige medizinethische Debatte mit ihnen
verbinden. Widmet man sich den Texten unvoreingenommen,
bieten sie eine höchst spannende Lektüre. Sie erweisen sich
dann als früherer Teil eines Lernprozesses, der bis heute
anhält. Die Quellensammlung bietet eine Auswahl von fast
achtzig Texten und damit nicht nur einen ersten Überblick,
sondern Material genug, sich eine fundierte Kenntnis der
deutschen Euthanasie-Diskussion 1895 – 1941 zu
verschaffen sowie sich ein differenziertes Urteil darüber zu
bilden.
PD Dr. Dr. Gerd Grübler ist
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie
der TU Dresden. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf dem
Gebiet der Praktischen Philosophie, insb. der Ethik und der
Angewandten Ethik.