Beschreibung
Sakramente und Riten sind die sichtbare Seite der Religion.
Jede Kommunikation mit anderen Menschen ist auf sie
angewiesen. Sie dienen sowohl dem Zusammenhalt einer
Gemeinschaft als auch der Ab- und Ausgrenzung. Grundgedanke
der hier entworfenen protestantisch-reformierten
Sakramentsdeutung ist, dass die katholische Wandlungslehre,
symbolisch verstanden und im Lichte neuer Ritualtheorien
gedeutet, die überzeugendste Sinngebung anbietet: Gott ist
da, wo sich etwas verändert in der Welt und im Menschen.
Die Präsenz des Göttlichen im Sakrament ist
Veränderungspräsenz. Sie bedeutet für den Menschen einen
“symbolischen Tabubruch”: Zeichenhaft werden Fleisch und
Blut verzehrt oder Kinder in den Tod gegeben. Die
sakramentale Botschaft ist: Menschen, die auf Kosten anderer
leben, werden verwandelt zu Menschen, die miteinander teilen
und Kinder als unantastbare Ebenbilder Gottes anerkennen.
Gerd Theißen, geb. 1943, Prof. em.
Universität Heidelberg, Schwerpunkte: Historischer Jesus,
Soziologie, Psychologie und Theorie des Urchristentums.