Beschreibung
Seit 1980 soll die ,Borderline-Persönlichkeitsstörung’ ein
“tiefgreifendes Muster von Instabilität” bei vornehmlich
weiblichen Betroffenen beschreiben. Die vorliegende Arbeit
eröffnet eine kritische Perspektive auf diese Diagnose.
Mithilfe der theoretischen Ansätze von Michel Foucault und
Judith Butler werden insbesondere autobiographische
Erfahrungsberichte sowie Selbsthilfebücher analysiert. Dabei
wird verdeutlicht, wie einerseits Geschlechternormen und
andererseits dialogische Aushandlungen sowie (sprachliche)
(Re)Inszenierungen Vorstellungen von Normalität und
Abweichung formen. Gleichzeitig verortet die Arbeit die
‘Borderline-Persönlichkeitsstörung’ in (historischen)
Diskursen um ähnlich vergeschlechtlichte psychiatrische
Diagnosen und zeigt, dass die ‘Störung’ in ihrer aktuellen
Gestalt auch ein Ergebnis der Durchsetzung einer
medizinisch-neurobiologisch orientierten diagnostischen
Psychiatrie ist.
Kristin Witte ist Genderwissenschaftlerin und
Historikerin.