Beschreibung
Hat jedes wissenschaftliche Fach ein Objekt, muss eine
Disziplin einen Gegenstand haben? Wie organisieren sich
Wissenschaften um neue Themen, Dinge oder Konzepte herum?
Was bei etablierten Disziplinen zum Alltag gehört, das Ein-
und Umarbeiten neuer Ideen, stellte zur Mitte und zum Ende
des 20. Jahrhunderts die Frage nach dem Neuen
fundamentaler.
Kybernetik und Medienwissenschaft wollen neue
Wissensformationen bilden, Theorie und Praxis verschränken,
digitale Medien und Universalmaschinen modellhaft
adressieren, Spezialisierung von Wissenschaften und
universale Paradigmen zusammenbringen. Sie vereinen
Abstraktion und Anwendung, Formalismen für alle Realitäten,
versprechen echte Interdisziplinarität.
Beiden ist ein Problem gemeinsam – sie suchen ein Modell
für Übertragung, Kontrolle und Rückkoppelung. Übertragung
kann man nicht haben, man kann sie entwerfen, beschreiben,
betreiben, aber nicht sehen. Sie funktioniert nicht ohne
Leerstelle zwischen den Sendern/ Empfängern, Aktanten,
Protagonisten. Gerade diese Leerstellen wurden ungeheuer
attraktiv, ihre Unschärfe produktiv, sie schrieben
Wissenschaftsgeschichte.
Mit Hilfe eines Umwegs über Lektüren von “theory” und
“Comparative Studies” fragt das Buch: Wie erklären
Einführungen in die Kybernetik oder in Medienwissenschaft
ihr neues Feld? Wie schreiben sie Fachgeschichte? Wie hat
sich die Medienwissenschaft selbst auf die Kybernetik
bezogen? Löst ein leeres Zentrum Begehren aus? Ist
Medienwissenschaft um 2000 ein privilegierter Ort für das
Durcharbeiten solcher Fragen – nach den Bedingungsgefügen
von Apparaten, Wissensformen und Institutionalisierungen?
Und hätten, gelegentlich, gender, race
oder class etwas damit zu tun?