Beschreibung
Der Vernunft kommt bei Eckhart fundamentalste Bedeutung zu. Sie bricht – so der Thüringer Meister – in den Grund. Ermöglicht wird sie durch das vernünftige Erkennen, das intelligere des Einen. In der Gottesgeburt wird der Mensch qualifiziert zu univokem Erkennen. Als Sohn Gottes wird der Mensch vernünftig zu weitem unbegrenztem Wissen geführt. Der Logos, das Wort ist substantiale und hermeneutische Grundlage vernünftigen Verstehens. Auch das Vergehen, die Sünde wird produktiv in dieses aufgenommen. Der Vernünftige ist der Demütige, Gelassene und Freie. Das Höchste, was dem Menschen ontologisch und in seinem Wirken und Leben zuteil wird, ist das “Draußen-wie-drinnen-Stehen”. Eckhart sagt: “Lausche nun auf das Wunderbare! Welch wunderbares Stehen draußen wie drinnen, begreifen und umgriffen werden, schauen und das Geschaute selbst sein, es in sich haben und gehalten werden: das ist die Vollendung, wo der Geist voll Ruhe in der Einheit der lieben Ewigkeit bleibt.”
Udo Kern ist emeritierter Professor für Systematische Theologie an der Universität Rostock. Seit vierzig Jahren beschäftigt er sich mit Meister Eckhart.