Beschreibung
Es galt lange Zeit als ausgemacht, dass die Epoche Trobadorlyrik mit dem “letzten Trobador” Guiraut de Riquier am Ende des 13. Jahrhunderts endete. Mittlerweile setzt sich aber die Einsicht durch, dass die Trobadorlyrik auf dem Gebiet der Aragonesischen Krone noch fast anderthalb Jahrhunderte fortbestand – in okzitanischer Sprache und unter Bewahrung der stilistischen und inhaltlichen Merkmale dieser Dichtungstradition.
Der Valencianer Jordi de Sant Jordi (* vor 1400, 1424) ist der letzte große Vertreter dieser Trobadortradition außerhalb Okzitaniens und kann daher für sich in Anspruch nehmen, der eigentliche “letzte Trobador” gewesen zu sein. Seine Dichtung und seine Sprache sind einerseits tief im trobadoresken Kanon verwurzelt, andererseits aber doch so sehr für zeitgenössische Einflüsse offen, dass das Ergebnis keineswegs den Eindruck einer Revival-Lyrik vermittelt, sondern als lebendige Trobadorlyrik des 15. Jahrhunderts betrachtet werden kann.