Beschreibung
Der Glaube an eine unsterbliche Seele in Verbindung mit unterschiedlichen
Jenseitsvorstellungen wurde für das Denken und Hoffen in Europa durch die
griechischen Philosophen der Antike fruchtbar gemacht und später vom
Christentum für seine Zwecke adaptiert. Das Christentum hatte und hat zur
Vorstellung einer unsterblichen Seele ein ambivalentes Verhältnis, wie
auch zu allen restlichen Ideen und theoretischen Werkzeugen der
Philosophie. Dennoch muss sich auch der amtierende Papst (Benedikt XVI.)
eingestehen, dass ein Dualismus, bestehend aus Leib und Seele, für den
christlichen Glauben notwendig ist. Von naturwissenschaftlicher Seite aus
gesehen hat heutzutage der Materialismus den Dualismus abgelöst und von
der Vorstellung einer unsterblichen Seele ist lediglich ein endliches
neuronales Muster übrig geblieben. Doch bedeutet das noch lange nicht,
dass die Menschen, vor allem im Hinblick auf ihr Lebensende, sich mit
ihrer Endlichkeit abgefunden haben, sondern dass sie auf andere Formen der
Trauer- und Endlichkeitsbewältigung zurückgreifen.
Diese Arbeit stellt den Versuch dar, die Ursprünge der Seelen- und
Jenseitskonzeption im antiken Griechenland, die Trauerkultur der Moderne
und den gegenwärtigen Umgang mit dem Tod, vor allem in Tirol und
Österreich, in einem Werk zu vereinen. Überdies enthält das vorliegende
Buch drei unterschiedliche kulturwissenschaftliche Ansatzpunkte zur
theoretischen Einordnung des Problems sowie eine Übersicht der
gebräuchlichsten Jenseitsvorstellungen weltweit und von möglichen
Positionen bezüglich einer Korrelation von Leib und Seele.
Eine genaue Verortung der Trauerkultur, des Glaubens an eine unsterbliche
Seele und an ein ewiges Jenseits scheint im gegenwärtigen Durcheinander
schier unmöglich zu sein, aber trotzdem wird der Versuch gewagt, die
aktuelle Situation im Sinne einer “pluralistischen
Jenseitstopologie” zu erhellen.