Beschreibung
Die Bildung des Staates kann als die grundlegendste politische und soziale
Entwicklung der letzten fünf Jahrtausende gelten. Im Gegensatz zu der
eurozentrischen Vermutung, dass es sich um eine späte Erfindung der
westeuropäischen Neuzeit seit dem 16. Jahrhundert handelt, wird hier ein
universalgeschichtliches Stufenmodell mit drei Fundamentaltransformationen
oder Staatsbildungsrevolutionen gezeichnet: Von den vorstaatlichen
Gesellschaften zum dynastischen Staat der Agrarzivilisationen, dann
innerhalb des agrarischen Rahmens zum Staat des inneren Friedens, sowie
zuletzt zum eigentlichen modernen Staat der aufgeklärt – industriellen
Doppelrevolution. In der ersten Staatsbildungsrevolution war Europa eher
ein Nachzügler als ein Protagonist, in der zweiten entwickelte Europa seit
dem 16. Jahrhundert das spezifische Profil eines machtgebändigten
Protoverfassungsstaates, und die dritte mit der Zeitenwende um 1800
einsetzende Fundamentaltransformation hatte schließlich ihren
universalgeschichtlichen Ursprung in Europa inklusive des neo – europäischen
Nord – und Südamerika, von wo aus das neuartige Herrschaftsmodell des
souveränen republikanisch – demokratischen?Verfassungsstaates in die übrige
Welt getragen wurde.