Beschreibung
Die Seigneurie Oberbronn im Unterelsass ist ein paradigmatisches Beispiel
dafür, welche Schwierigkeiten mindermächtige Reichsstände hatten, ihren
Herrschaftsanspruch in geographisch entfernt gelegenen Besitzungen
durchzusetzen. Gleichsam wie unter einem Brennglas werden anhand dieses
Territoriums die Handlungssituationen aller historischen Akteure
analysiert, die an der Ausformung des soziologischen Konstrukts
“Herrschaftsverhältnis” beteiligt waren: die Situation der Herrschenden
als Prätendenten von Macht, die der Beamten als Mittler der Macht und
nicht zuletzt die Situation, der gemeinhin dieser obrigkeitlichen Macht
unterworfenen Untertanen. Dabei wird erkennbar, dass das greifbare
Herrschaftsverhältnis mit dem klassisch zweipoligen Konzept von
“Befehlen” und “Gehorchen” nur sehr unzureichend beschrieben werden
kann. Zwar ist die Herrschaft Oberbronn nur ein kleiner Ausschnitt der
Wirklichkeit des Alten Reiches, ein Beispiel, das durch die Tatsache der
französischen Oberhoheit durchaus auch exotische Aspekte besitzt. Die
Analyse seiner Herrschaftskonstellation basiert dennoch durchweg auf
grundlegenden Fragen der frühneuzeitlichen Forschung, die sich mit dem
Komplex “Verdichtung von Herrschaft” auseinandersetzen.
MARKUS KURT WIRTH, geb. 1968 in Berlichingen, studierte
Geschichte, Anglistik und Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i. Br. sowie Modern and Contemporary History an der University of
Ulster in Coleraine. Promotion in Neuerer und Neuester Geschichte 2007.
Der Autor lebt und arbeitet in Freiburg i. Br.