Beschreibung
Der 1990 eingeschlagene “Weg nach Europa” scheint für Bulgarien und
Rumänien schwieriger zu sein als für das östliche Mitteleuropa. Darauf
verweist nicht nur die zurückhaltende Politik Brüssels, sondern auch das
in Südosteuropa verbreitete Gefühl, nicht ganz zum “eigentlichen Europa”
dazuzugehören. Es sind die historisch gewachsenen Rechtsvorstellungen,
Werte und Normen Westeuropas, die die Grundlage der EU bilden. Ihre
Prinzipien wie Vertragstreue, Rechtsstaatlichkeit, Zivilgesellschaft und
institutionelles Vertrauen sind jedoch relativ fremd für Gesellschaften,
die auf einer historisch bedingten “Kultur des öffentlichen Misstrauens”
und einer Personalisierung aller Sozialbeziehungen beruhen und in denen
Sozialkapital fast nur über privates Vertrauen erworben werden kann.
Die hier vereinigten Beiträge von Juristen, Psychologen,
Wirtschaftsgeographen, Soziologen, Historikern und vor allem Europäischen
Ethnologen aus sieben Ländern gehen – unter Einbeziehung der Erfahrungen
anderer osteuropäischer Länder – der Frage nach, wie sich die Bildung von
sozialem Vertrauen, Sozialkapital und Rechtssicherheit in den neuen
EU-Mitgliedsländern entwickelt und ob in den Gesellschaften eine
“Europäisierung von unten” oder eher das Beharren bei überkommenen Denk-
und Verhaltensweisen zu beobachten ist.
Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Roth, emeritierter Professor
für Volkskunde/Europäische Ethnologie der Ludwig-Maximilians-Universität
München. Schwerpunkt in der Forschung ist Südosteuropa