Beschreibung
Der Mezzogiorno und vor allem Sizilien sehen sich von Stereotypen –
Mafia, Klientelismus, questione meridionale – überzogen. Diesen
stigmatisierenden Vorstellungen widersprechen nicht zuletzt die
Antimafiabewegung und ihre Vorstellung einer Zivilgesellschaft. In dieser
Bewegung spielt, was bisher kaum beachtet wurde, auch der Katholizismus
eine zentrale Rolle. Die vorliegende Ethnographie des Lebens in einem
Armutsviertel Palermos untersucht religiöse Praktiken, die sich aus den
materiellen und ideellen Reserven der sizilianischen Gesellschaft speisen:
Sie zielen auf eine Heilung und Heiligung der Menschen und eine
Sakralisierung ihrer Umwelt, die sich einem von der Mafia durchdrungenen
Sozialleben entgegenstellt.
Eine lesenswerte Analyse des karitativen und zivilgesellschaftlichen
Wirkens einer katholischen
Gemeinde in einem Viertel Palermos, das von Verfall und vom Rückbau des
Sozialsystems geprägt ist – eine Analyse der Versuche, mafiöse Gewalt
und demokratisch legitimiertes Handeln durch Religion zu ersetzen.