Beschreibung
Das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen GATT und die
Welthandelsorganisation WTO wurden häufig als bewährte, aber schwache
Arenen der Governance des Welthandelssystems eingestuft. Das komplizierte
Entscheidungssystem – ein Land eine Stimme, ob groß oder klein – ist meist
als notorische Schwäche des Welthandelsregimes bewertet worden. Die
Geschichte des GATT mit seinen gezähmten Liberalisierungs- und
Ordnungsleistungen und die Regimeerweiterung hin zur WTO stehen in
eindeutigem Widerspruch zur Schwächeerwartung. Ein schwaches Regime aus
nunmehr 148 formal gleichberechtigten, disparaten Mitgliedsstaaten kann
also durchaus starke Ergebnisse produzieren. Das deutet auf ein kleines
“Governancewunder” hin, das kluge Handelsmacht anzeigt. Diese Leistung war
im GATT von den USA und der EG in einem zänkischen Duopol erbracht worden.
Die atlantisch geprägte Gruppenhegemonie hat in Hinterzimmern mühsam, aber
erfolgreich immer wieder Handelsrunden zu Ende gebracht, die aussichtslos
vor sich hin zu dümpeln drohten. Mit der Doha-Runde der WTO wird versucht
diese mühsame Erfolgsgeschichte fortzusetzen. Die Beteiligung von
führenden Schwellen- und Entwicklungsländern an einer erweiterten
informellen Führungsgruppe hat den Kooperationsanreiz für neue
aufstrebende Handelsstaaten zwar erhöht, aber zugleich den
Verhandlungsprozess und die Kompromissbildung verkompliziert.