Beschreibung
Seit dem Ende des Kalten Krieges sind zwar einige
hervorragende Ethnographien zur Situation der Roma, Sinti
und Kale in Europa erschienen, doch die Einbettung lokaler
Romagemeinden in nicht nur regionale, sondern auch
translokale und globale Netzwerke und Diskurse wurde bislang
kaum systematisch untersucht. Welche Chancen und Ressourcen
bietet ihnen der intensivierte Europäisierungsprozess?
Welche Auswirkungen haben europäische Aktionsprogramme, neue
Kontrollregimes und Grenzziehungen? Unter welchen Bedingungen –
und als was? – werden Roma, Sinti und Kale im
heutigen Europa rechtlich, politisch, kulturell und sozial
anerkannt? Wie navigieren Roma-Aktivistinnen und -Aktivisten
zwischen transnationalem Engagement und lokalen
Herkunftsgemeinschaften? Viele dieser Fragen sind empirisch
noch wenig bearbeitet. Die Autorinnen und Autoren dieses
Bandes sondieren jedoch die Lage und beginnen, die Lücken zu
füllen. Sie berichten über kulturelle und politische
Projekte wie das Roma-Museum in Brünn, die Gründung des European
Forum for Roma and Travellers und widersprüchliche
Initiativen im Bereich der Minderheiten- und Menschenrechte.
Gerade ihre noch offenen Fragen liefern vielfältige
Argumente für das Engagement einer symmetrischen und
selbstreflexiven Europäischen Ethnologie in diesem
Themenbereich.