Beschreibung
Fotografien aus der Zeit des Nationalsozialismus sind
allgegenwärtig. Sie sollen beweisen, dokumentieren,
überzeugen. Meist handelt es sich um Propagandabilder der
Nationalsozialisten, es sind Bilder von Aufmärschen und
Kundgebungen, vom Krieg, aus den Konzentrationslagern. Sind
das die Bilder des Nationalsozialismus? Und was sind
nationalsozialistische Bilder überhaupt? Zählt die
volkskundliche Fotografie jenseits der “unpolitischen”
Themen (Brauchtum, Feste etc.), zählen vor allem
Porträtaufnahmen zur Kategorie “NS-Fotografie?” Und wenn
ja, welche Bedeutung hatte sie in der visuellen Kultur jener
Zeit?
Am Beispiel der Fotografin Erna Lendvai-Dircksen und
anhand ihrer weitverbreiteten Bildbände, insbesondere ihrer
nach Regionen aufgeteilten Publikations-serie “Das Deutsche
Volksgesicht”, sollte im dreisemestrigen Studienprojekt
gefragt werden: Was versteht man unter “Menschenbild” und
“Volksgesicht”? Welchen sozialen, kulturellen, politischen
Sprengstoff bergen diese Begriffe, und was wird aus den
fotografischen Aufnahmen, je nachdem, welcher
textlich-ideologische “Mantel” ihnen übergeworfen, ja
übergestülpt wird?
Prof. Dr. Thomas Friedrich ist Professor für Philosophie
und Designtheorie an der Hochschule Mannheim.
Er leitet das dortige Institut für Designwissenschaft.