Beschreibung
Samenbanken markieren offensichtlicher als andere Institutionen im
Bereich assistierter Reproduktion eine “Kommerzialisierung von
Fortpflanzung”.
Die Spermien junger Männer werden gesammelt, in ihrer
Morphologie, Beweglichkeit und Qualität bestimmt, auf Krankheiten
getestet, in tief gefrorenem Zustand gelagert und nach bestimmten Regeln
verkauft und weitergegeben. Männlicher Samen ist damit zu einem
Prototyp kommodifizierbarer Körpersubstanzen geworden. Doch
wie verändert die medizinisch-diagnostische Klassifikation von Samen
Männlichkeitsbilder und Selbstkonzepte? Wie prägen spezifische Muster
der Nachfrage, ethische Debatten und rechtliche Regulierungen die
Vorstellung einer qualitativ guten Samenspende? Und welche Ideen
von Männlichkeit und Vaterschaft, Rationalität und Verantwortung entstehen
dabei? Die Beiträge dieses Buches nutzen historische und ethnographische
Zugänge, um zu zeigen, wie sich in der Samenspende
moralische, kommerzielle und soziale Ökonomien verbinden und dabei
Widersprüche erzeugen. Im Zentrum des Interesses steht der Zusammenhang
von Männlichkeiten und Reproduktionstechnologien, der in
Bezug auf das Selbstverständnis von Spendern untersucht wird, aber
auch in den Regulationspraktiken von Samenbanken, in den Bildern,
die lesbische Frauen von Samenspendern entwerfen sowie in
Medienrepräsentationen.