Beschreibung
Was bringen Programme zur Gewaltprävention? Inwieweit ist es realistisch,
von standardisiertem pädagogischen Einwirken auf Kinder und Jugendliche
ein
besseres Zusammenleben, gerade in Schulen, zu erwarten und insbesondere
auch
Gewaltexzessen vorzubeugen?
Empirische Evaluationen erbringen hier ganz unterschiedliche Ergebnisse,
offenbar nicht unabhängig vom jeweiligen Interesse. Es erscheint also
sinnvoll, über den Schein der Zahlen und Kurven hinauszugehen und
theoretische Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen für ein besseres
Verständnis von Gewaltphänomenen zu nutzen. Das kann auch helfen, bloße
Mimikry von wirklicher Veränderung zu unterscheiden.
Entscheidend ist also ein holistisches Verständnis von Gewaltphänomenen,
das
sowohl individuelle Entwicklungsprobleme als auch gesellschaftliche bzw.
soziale Rahmenbedingungen in ihrer Verschränktheit zu begreifen sucht. Als
zentrales Moment wird hierbei traumatisches Schamerleben herausgestellt,
das
das Verhältnis von Selbst und Welt vorstrukturiert und Phänomenen wie
personenbezogener Gewalt, aber auch Überanpassung zugrunde liegen kann.
Bloße Verhaltenskontrolle bringt hier wenig, kann unter Umständen ein
exzessives Ausleben sogar befördern. Wichtig sind Beziehungsstrukturen,
die
über angemessene Affektspiegelung ein System der Selbstregulierung
ermöglichen, wie es für ein gelingendes Zusammenleben unerlässlich ist.