Beschreibung
Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts reden wir in Europa
bemerkenswert optimistisch von universalen “Menschenrechten”; das
unverhandelbare Recht auf formale Urteilsfreiheit steht untrennbar neben
der “unantastbaren Würde des Menschen”. Aber in der Welttheorie sind wir
über die Epoche zwischen 1850 und 1950 kaum hinausgekommen, bzw. die
philosophische Arbeit ist mehr oder weniger auf Einzelthemen
spezialisiert. Wir haben die – zumal die kognitive – Makro- und
Mikrostruktur des physikalischen Universums weitgehend erforscht; aber die
Idee einer kohärenten Struktur unserer eigenen Philosophiegeschichte ist
uns fremd. Daher werden hier die interndialektischen Zusammenhänge und die
Perspektive der genuin philosophischen Forschungsgeschichte analysiert,
unter Einbeziehung von Naturwissenschaft, Religion und Politik. Eine
Schlüsselrolle dabei spielt die Unterscheidung zwischen der traditionell
dominant relationistischen Interpretation des Begriffs theoretischer
Irreduzibilität einerseits und seiner Explikation durch das Konzept
notwendig zirkulärer Kerndefinitionen andererseits. Nicht zuletzt führt
das zu einer zeitgemäßen Explikation des von Nietzsche philosophisch
gewendeten, auf das Leiden zugespitzten Sinn-Begriffs.