Beschreibung
Lew Tolstoi gilt als bedeutendster Epiker seiner Zeit. In seinen vier großen Romanen, die im Zentrum der Monografie stehen, thematisiert er politische, familiäre und religiöse Fragen. Er nimmt u.a. Bezug zu Philosophen wie Rousseau und Schopenhauer und stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen Westeuropa und der slawischen bzw. fernöstlichen Mentalität dar. Zahlreiche Werke sind Essays und gesellschaftskritische Schriften, die sich gegen die orthodoxe Kirche und den autoritären Staat richten. Tolstois Leben und Werk ist durch zahlreiche tiefe Krisen und Widersprüche charakterisiert, die ihn zu einem Grenzgänger zwischen Kunst und Philosophie machen. Im Vergleich mit Dostojewski, Gontscharow und Turgenjew tritt sein eigener Blick auf die Rolle Russlands deutlich hervor. Seine Auseinandersetzung mit den Vorgängern Puschkin und Gogol sowie dem silbernen Zeitalter um Tschechow und Gorki bietet einen Ausblick auf die breite Wirkung Tolstois.
Bernd Oei, 1966, studierte Romanistik, Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie in Bremen und Bordeaux. Er ist Gründer des Philosophiesalons in Bremen.