Beschreibung
Psychiatrische Maßregelvollzugseinrichtungen sind Anstalten der Besserung oder sollen dies zumindest sein.
Und sind auch aber eben auch: Anstalten der Sicherung. Eine Sicherungsanstalt wird in der Regel
(und so auch beim Architekten oder Konstrukteur) Assoziationen von hohen Mauern, Gittern, verriegelten
Toren und ggf. auch Stacheldraht hervorrufen. Physik mit Symbolgehalt. Eine Besserungsanstalt aber, die
im besten Fall Heilung oder auch nur ein wenig mehr gute Besserung, also Linderung anstrebt, macht das
freie Assoziieren schwerer, braucht mehr Vorstellungskraft, interdisziplinäres Know-how. Ein physikalisches
Äquivalent zum (z.B.) Stacheldraht der Sicherung gibt es nämlich für Besserung so einfach nicht.
Der Stacheldraht aber hat aufgrund seines auch kommunikativen Gehalts für Besserung sogar mehr Gewicht als
für Sicherung. Das heißt: Der Stacheldraht der Sicherung verdirbt den Genesungsprozess.
Dieser Band beschäftigt sich mit der Janusköpfigkeit von Besserung und Sicherung im Hinblick auf die Architektur im psychiatrischen Maßregelvollzug. Ziel ist es, eine entsprechend gebaute und gestaltete Umwelt im psychiatrischen Maßregelvollzug als gesundheitsfördernde Ressource oder wenn fehlgestaltet als Krankheitserreger zu demonstrieren und so die Behauptung zu stärken, es handele sich dabei um einen maßgeblichen Einflussfaktor in einer multiprofessionellen Therapie.
Silke Penning-Schulz ist Ass. iur und promovierte mit dieser interdisziplinären, empirischen Arbeit zum Dr. iur. Sie ist in leitender Position im Gesundheits- und Sozialwesen tätig.