Beschreibung
In der Geschichtsschreibung herrscht die Meinung vor, dass
die Menschen im Neolithikum mit der Erfindung der
Landwirtschaft und Viehhaltung in Vorderasien gleichzeitig
sesshaft wurden. Siegfried G. Schoppe legt überzeugend dar,
dass der Entwicklungspfad vorher über die Fischerei zur
Festansiedlung an Gewässern und dann zur Landwirtschaft
führte.
Danach entstanden durch Verdichtung die ersten
Städtegründungen im gesamten Fruchtbaren Halbmond, der von
Zentralanatolien bis Mesopotamien und in die ägyptische
Nil-Oase reichte.
Von Anatolien kamen Ackerbau und Viehzucht zunächst nach
Südosteuropa, insbesondere in das heute versunkene
Donau-Delta im nordwestlichen Schelf des Schwarzen Meeres.
Die vom ägäischen Bosporus-Salzwasserdurchbruch Vertriebenen
brachten ihre indogermanische Sprache, ihr Saatgut, ihr Vieh
sowie die von ihnen entwickelte Linearbandkeramik zwischen
5.500 und 4.900 v. Chr. donauaufwärts bis an den Rhein, wie
sich anhand der Spur und Datierung ihrer Kastenbrunnen
verfolgen lässt.
Dr. Siegfried G. Schoppe ist Professor für
Wirtschafts-
und Theoriegeschichte – seit 2009 als Emeritus – an der
Universität Hamburg in der Fakultät Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften. 2014 gelang ihm die Widerlegung
der von den Historikern Wiegels, Moosbauer und Ortisi in
Osnabrück für 9 n. Chr. vertretenen
Varus-in-Kalkriese-Hypothese.