Beschreibung
“Erinnerungskultur” ist ein unscharfer Begriff.
Daran lag es wohl, dass medizinische Erkenntnisse über seelische individuelle Erfahrungen und deren kollektive Wirksamkeit erst an der Wende zum 21. Jahrhundert ernst genommen, von der Geschichtswissenschaft jedoch nicht bzw. nur als Randerscheinungen erfasst wurden. Daher wurden auch literarische Darstellungen und Kinder- bzw. Jugendpublikationen in historische Darstellungen nicht einbezogen, sofern geschichtliches Geschehen dargestellt werden sollte. Daraus entstanden eigentlich unvollständige Veröffentlichungen zum Holocaust, zum Holodomor, auch zu den Vertreibungen nach 1945, ja selbst bis in die Balkan-Jugoslawienkriege des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Das vorliegende Buch des (Osteuropa-)Historikers, Germanisten und katholischen Theologen Pustejovsky verbindet die Sicht auf historische Erkenntnisse mit der Einbeziehung allgemein verständlicher medizinischer Forschung zu einem Gesamtbild. Damit wird die PTBS – die Posttraumatische Belastungsstörung – in das Gesamtverständnis der politischen Gesellschafts- und Staatsgeschichte integriert und aus der oft nur aktenmä igen Erfassung geschichtlicher Vorgänge ein anderer Blick und ein erweitertes Verstehen von “Geschichte” als Vergangenheits-Gegenwarts-Zukunfts-Wirklichkeit vorgestellt. Verdrängen, Vergessen, (Wieder-)Erinnern erhalten so neue Perspektiven