Beschreibung
Ziel der griechischen und neuzeitlichen Aufklärung war, sich von den anthropomorphen Gottesbildern theokratischer Mythen und Dogmen zu befreien.
Gleichzeitig sollte das Menschenbild durch Selbsterkenntnis differenziert werden: Wie ist eine Homöostase leibseelischer Funktionen – von Triebwelt, rationalem Verstand und geistigen Befähigungen (wie Identität, Urteilskraft und Kreativität) – pädagogisch beziehungsweise therapeutisch zu fördern? Auch durch das Weltbild der neuen Physik des 20. Jahrhunderts wurden Karl Jaspers und C. G. Jung angeregt, eine neue Synopse psychischer Grundfunktionen zu suchen. Dadurch sollte die Individuation mit dem Ziel einer basalen Vernunft gefördert werden.
Nach den religiösen Entwicklungsstufen (von der Magie bis zum Monotheismus) kam es im 19. Jahrhundert zu weiteren kulturellen Mentalitätsschichten, zur Aufspaltung von Idealismus und vier positivistischen, angeblich wissenschaftlichen Ideologien (Marktliberalismus, Marxismus, Sozialdarwinismus und Psychoanalyse); sowie zwischen Existenzphilosophie (Kierkegaard) und Lebensphilosophie (Nietzsche).
Zur annähernden Vollständigkeit des Selbst gehört die höhere Vernunft, sich seiner Dysfunktionen – seines Schattens – und der Antinomien unseres Welt- und Menschenbildes bewusst zu werden. Metaphysik wäre dann nur noch die “Artikulation unseres Nichtwissens” über die Wirklichkeit.
Der 1938 in Naumburg geborene Autor war als Richter berufstätig. Seit 1990 Publikationen überwiegend zu Karl Jaspers, C.G.Jung und Ernst Jünger. 1997 Promotion in Konstanz zum Dr. phil. über historische Grundlagen und wissenschaftstheoretische Bedeutung der Logik von Karl Jaspers.