Beschreibung
“Du Opfer”, so schallt es nicht selten über Schulhöfe. “Armutsopfer”, oder “Opfer der Globalisierung”, “Opfer
der Zuwanderung”, “Opfer des Corona-Terrors” heißt es oft in den Medien und bei Demonstrationen auf Straßen
und Plätzen. Durch die inflationäre Nutzung des Begriffes hat sich eine diffuse Beliebigkeit im Gebrauch
entwickelt. Immer mehr Individuen und Gruppen gerieren sich heute als Opfer, ohne als reale Opfer gelten zu
können. Das Buch zeigt die Gefahren auf, die ein inflationärer Missbrauch des Opferbegriffs auf Dauer für
unseren demokratischen Rechts- und Sozialstaat hat.
Der Autor unternimmt einen Parforceritt durch die archaischen, religiös-philosophischen und historischen
Dimensionen des Opferbegriffs. Dazu durchforstet er die Geistes- und Politikgeschichte nach bis heute
vitalen Spuren. Er entwickelt daraus einen dynamischen Opferbegriff, der in der aktuellen Diskussion
zunehmend an Schärfe gewinnt.
Detailliert und empirisch fundiert stellt der Autor den Begriff des “virtuellen Opfers” ins Zentrum seiner
Überlegungen. Der Schluss des Buches versucht originelle Wege aufzuzeigen, der “Opferfalle” zu entrinnen,
in die wir sowohl als Individuen, aber auch als Gesellschaft zu geraten drohen.
Jochen Welt, geboren 1947, studierte Sozialarbeit und Sozialwissenschaften. Er arbeitete in der Kommunalpolitik
als Bürgermeister und Landrat in Recklinghausen. Von 1990 bis 2004 war er sozialdemokratisches Mitglied
des Deutschen Bundestages und von 1998 bis 2004 Beauftragter der Regierung Schröder für Aussiedler und Nationale
Minderheiten. Von 2010 an arbeitete er als Coach und Trainer in der Integrationsarbeit.