Beschreibung
Ein Schwerpunkt des vielseitig interessierten Theologen und Kirchenhistorikers Joachim Köhler (1935–2024) lag auf dem Verhältnis der katholischen Kirche in Deutschland zum nationalsozialistischen Regime. Der unreflektierte Glaube der Kirche an die eigene Schuldlosigkeit am und im Nationalsozialismus hat ihn zeit seines Lebens beschäftigt. Die traditionelle Katholizismusforschung schuf nach Kriegsende nicht die Voraussetzungen, um die eigene Geschichte effektiv aufzuarbeiten; die Gewissheit der Amtskirche, wieder einen gesellschaftspolitischen Part spielen zu dürfen, verhinderte die Wahrnehmung und Verantwortung für die eigene Geschichte.
Unter Berücksichtigung der Widerstandsleistung Einzelner machte Köhler auf die politische und strukturelle Unfähigkeit der Kirchen, den Widerstand zu tragen, aufmerksam und zeigte das Denken, die Mentalität auf, die zu dieser Haltung geführt hatten, wies auf Gehorsamsstrukturen hin, die totalitäre Systeme erst ermöglichen.
Im vorliegenden Aufsatzband werden die einzelnen, über die Zeitspanne von 1982 bis 2007 entstandenen, größtenteils bereits veröffentlichten, teils unveröffentlichten Beiträge erstmals als Gesamtwerk, als Œuvre Köhlers zu der Thematik präsentiert.