Franz Boas – Kultur, Sprache, Rasse

ab 14,90 

Friedrich Pöhl, Bernhard Tilg (Hg.)

Wege einer antirassistischen Anthropologie

ISBN 978-3-643-50003-8
Band-Nr. 19
Jahr 2011
Seiten 192
Bindung broschiert
Reihe Ethnologie: Forschung und Wissenschaft

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Beschreibung

Franz Boas (1858 -1942), eine der bedeutendsten Persönlichkeiten
der „Wissenschaft vom Menschen“ im frühen 20. Jahrhundert,
begründete die Cultural Anthropology in Amerika
und etablierte mithin die Anthropologie in den USA als eine
akademische Disziplin. Geboren und aufgewachsen in einer
jüdischen Kaufmannsfamilie in Minden, Westfalen, studierte
Boas in Heidelberg, Kiel und Bonn Physik, Mathematik und
Geographie. 1883/84 begab er sich auf eine geographische
Arktisexpedition nach Baffin-Land, welche sein genuines
Interesse an Ethnologie und Anthropologie erneut entfachte.
Boas emigrierte schließlich in die USA und bekleidete von
1899 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1936 als ordentlicher
Professor einen Lehrstuhl für Anthropologie an der Columbia
Universität von New York.

Die liberal-demokratischen und pazifistischen Ideale seines
Elternhauses werden Boas sein Leben lang begleiten und ihn
dazu veranlassen, gegen jegliche damalige Rassendiskriminierung
wissenschaftlich aufzubegehren. Auch als gesellschaftlich
und politisch engagierter Wissenschaftler führte er einen
oftmals einsamen Kampf für die Rechte der Indianer, der Afroamerikaner
und nicht zuletzt für die Rechte der europäischen
Immigranten. Beeinflusst von den Ideen Humboldts und der
Aufklärung im Allgemeinen, entwickelte Boas seine wissenschaftlichen
und philosophischen Perspektiven und Methoden.
Als einer der ersten sprach Boas von Kultur(en) im Plural
und verabschiedete sich somit von einem essentialistischen
Kulturkonzept.

Vor allem aber antizipierte Boas die Affinität von (wissenschaftlichem)
Rassismus und Evolutionismus, weshalb er die
Vorstellung einer universalistischen und linearen kulturellen
Evolution zurückwies; insbesondere, wenn das evolutionäre
Fortschrittsparadigma auf der allgemeinen und wissenschaftlich
nicht fassbaren Idee der Rasse basierte und damit Individualität
verneinte. Noch im hohen Alter verwehrte sich Boas
gegen den wissenschaftlichen Rassismus und den damit einhergehenden
Rassenwahn der Nationalsozialisten in Deutschland
und schämte sich dafür, ein „Deutscher“ zu sein.