Beschreibung
Das Jahr 534 nach Christus gehört zu den augenfälligsten Wegmarken der
europäischen Zivilrechtsgeschichte. In jenem Jahr war das große Projekt
der Sammlung und amtlichen Edition der diversen Materien des römischen
Rechtes vollendet, welches Kaiser Justinian initiiert hatte und das noch
heute als Corpus Iuris Civilis einen wesentlichen Teil des Fundamentes der
kontinentaleuropäischen Rechtsordnung bildet.
Wie aber kam es zu jener Kompilation, was veranlasste den Kaiser, der Zeit
seines Lebens die Stadt Rom niemals betreten hatte, das römische Recht zu
sammeln und als verbindlich zu verkünden? Seinem Inhalt und Umfang nach
steht das Corpus Iuris Civilis recht einmalig im Lauf der
Rechtsgeschichte. Was aber motivierte seine Schöpfung? Der vorliegende
Versuch einer Beantwortung dieser Fragen wählt als Ausgangspunkt nicht den
Ablauf der reinen Ereignisgeschichte, sondern befasst sich zunächst mit
der zeitgenössischen Ideengeschichte, fragt nach dem Denken und Fühlen der
handelnden Personen, wählt den Ansatz der Mentalitätsgeschichte und
untersucht die Philosophie und die Theologie jener Zeit, beobachtet
wirtschafts- und sozialgeschichtliche Zusammenhänge und Verläufe und
versucht auf diese Weise, einem bemerkenswerten juristischen Phänomen auf
die Spur zu kommen.