Beschreibung
Fast alle kognitiven Funktionen beruhen auf einer parallelen
und verteilten Informationsverarbeitung. Das Sehsystem der
höheren Vertebraten bietet hierfür ein paradigmatisches
Beispiel, da inzwischen zahlreiche kortikale Areale
beschrieben wurden, in denen unterschiedliche Arten
visueller
Information verarbeitet werden. Unklar ist bislang, auf
welche Weise die verschiedenen Verarbeitungsprozesse
integriert und kohärente repräsentationale Zustände im
Sehsystem gebildet werden können. Als mögliche Lösung für
dieses Bindungsproblem wird ein zeitlicher
Kodierungsmechanismus vorgeschlagen. Zentrales Postulat
dieser Hypothese ist, daß im Sehsystem verteilte Neurone
durch eine Synchronisation ihrer Entladungen zu kohärenten
Zellverbänden zusammengefaßt werden können. Das vorliegende
Buch beschreibt experimentelle Studien, die am Sehsystem
höherer Vertebraten durchgeführt wurden, um dieses
Zeitkodierungsmodell auf seine Plausibilität zu prüfen.
Priv.-Doz. Dr. Andreas K. Engel studierte
Medizin und Philosophie in Saarbrücken, München und
Frankfurt. Er promovierte 1987 mit einer am Münchner
Max-Planck-Institut für Psychiatrie durchgeführten Arbeit
über Veränderungen an regenerierenden Nervenzellen. Seitdem
ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt tätig, wo
er sich mit der Reizverarbeitung im Sehsystem höherer
Wirbeltiere beschäftigt. Neben seinen physiologischen
Forschungen arbeitet er über philosophische Probleme der
Kognitionswissenschaft. Anfang 1995 erfolgte die
Habilitation für das Fach Physiologie an der Universität
Frankfurt. Seit Anfang 1996 setzt er seine Arbeiten am
Max-Planck-Institut für Hirnforschung als
Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft
fort.