Beschreibung
Die Weimarer Verfassung von 1919 sah eine Trennung von Staat und Kirche
vor, eine Trennung, die jedoch nicht vollständig war und deshalb auch
“hinkende” Trennung (U. Stutz) genannt wurde.
Einerseits war deutlich, wie schwierig für die Kirche die Trennung vom
bisherigen Staatskirchentum sein würde. Andererseits wurden die
eingebrachten neuen Verfassungsregelungen im allgemeinen begrüßt und
sogar angestrebt. Diese Offenheit für eine Trennung vom Staat war keine
unmittelbare Reaktion auf das Jahr 1918 und den Untergang der Monarchie.
Denn bereits vor der Revolution konnte man – nicht nur auf politischem,
sondern auch auf kirchlichem Feld – deutliche Tendenzen wahrnehmen, die
zunehmend eine Trennung von Staat und Kirche propagierten und alles
daransetzten, hierfür den Boden zu bereiten.
Das Hauptinteresse der vorliegenden Arbeit richtet sich auf die Frage,
wie sich in der evangelischen Kirche bereits vor 1918 das Verhältnis zum
Staat – im Hinblick auf die Trennung von Staat und Kirche bzw.
hinsichtlich größerer Selbständigkeit der Kirche vom Staat – entwickelt
hat.