Beschreibung
Die deutsche Gesellschaft erlebt gegenwärtig im ländlichen Bereich – im
Westen in anderer Weise als im Osten – einen rapiden Wandel ihrer sozialen
Berufs- und Erwerbsstrukturen, ausgehend vom Schrumpfungsprozeß der
landwirtschaftlichen Betriebe. Doch ein solcher Wandel der bäuerlichen und
Agrarverhältnisse ist nichts Neues. Ende des letzten Jahrhunderts bestand
die Mehrheit der Agrarbevölkerung in Deutschland aus Landarbeitern, deren
mehrfache Millionenzahl derjenigen der Industriearbeiter nicht nachstand.
Die Aufsätze dieses Bandes sollen an diese
Gesellschaftsklasse erinnern, die
heute der Vergangenheit angehört. Karl Friedrich Bohler gibt einen Überblick
über die historische Agrarverfassung in Deutschland mit ihren regionalen
Grundtypen. Ihnen entsprachen spezifische Formen der landwirtschaftlichen
Unterschicht: Tagelöhner, Gesinde, Heuerlinge und Landarbeiter aus
Gutsbetrieben, mit jeweils besonderen, ihrer Soziallage entspringenden
Existenzproblemen. Ernst Escher untersucht die Lage der Heuerlinge vor und
während des 19. Jahrhunderts am regionalen Beispiel des Osnabrücker
Münsterlandes und des Oldenburger Nordlandes. Wandel und Probleme in der
Lebenslage der Landarbeiter waren Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts
Gegenstand umfangreicher Enqueten, mit denen die ländliche Sozialforschung
in Deutschland begann; in einem Beitrag von Gerd Vonderach wird über die
Landarbeiterenqueten berichtet.
Gerd Vonderach ist Professor für Soziologie
mit dem Schwerpunkt
Arbeitssoziologie im Institut für Soziologie und Sozialforschung der
Universität Oldenburg.
Karl Friedrich Bohler ist Soziologe, Privatdozent und wissenschaftlicher
Angestellter im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der
Universität Frankfurt/Main.
Ernst Escher ist Studienreferendar an einer berufsbildenen Schule in
Osnabrück.