Beschreibung
Während die Erforschung der Stadt zu den ältesten Bereichen der
Geschichtswissenschaft gehört, rückte die Untersuchung von “kolonisierten
Metropolen” – so das Thema dieses Heftes – erst seit
wenigen Jahren stärker in das Bewußtsein der Historiker.
Die Kolonialherrschaft hat die urbane Entwicklung in den
außereuropäischen Regionen entscheidend beeinflußt. In der
von den Kolonialherren geschaffenen städtebaulichen Ordnung
spiegelte sich die gesellschaftliche Ordnung besonders
deutlich wider. Ein prägnantes Charakteristikum der meisten
Kolonialstädte war die Trennung der europäischen
Wohnquartiere von denen der Einheimischen. Diese
Segregationspolitik wurde oft mit verkehrstechnischen und
vor allem medizinisch-hygienischen Argumenten begründet,
zeigt jedoch vor allem den Rassismus der Europäer als auch
ihr Bestreben, die zum Überleben in einer fremden, ja
oftmals feindlich empfundenen Welt erforderliche Sicherheit, Ordnung und
Ruhe zu schaffen. Zugleich entstanden als ungewollte
Nebenwirkung ungeordnete, schwer kontrollierbare, oft
slumähnliche Viertel, welche die in die Stadt strömende
Landbevölkerung aufnahmen. Die Beiträge des
Schwerpunktthemas beschäftigen sich entweder übergreifend
(z. B. die Entwicklung in Afrika) oder anhand einzelner
Orte (z. B. Damaskus, Delhi) mit den durch den
Kolonialismus initiierten urbanen Transformationen.