Beschreibung
In den Köpfen der Deutschen herrscht das Geschichtsbild der
Dependenztheorie unwidersprochen. Danach ist die ökonomische
Hochentwicklung des Westens bzw. Nordens nur die Kehrseite
der ökonomischen Unterentwicklung des Südens. Die Armut im
Rest der Welt ist nicht nur Folge, sondern geradezu
Voraussetzung des Reichtums in Europa. Durch koloniale
Abhängigkeit hat Europa unter anderem Lateinamerika in
irreversibler Weise unterentwickelt, so daß die heutige Lage
des Kontinents direkt aus seiner kolonialen Vergangenheit
hergeleitet werden muß.
Dieser Auffassung schließt sich die vorliegende Arbeit
nicht an, sondern stellt anhand von Zyklus-Modellen eine
gänzlich andere Betrachtungsweise vor, nach der es immer
eine wechselseitige Beziehung zwischen Europa und
Amerika, nicht jedoch eine einseitige, lineare
Ausbeutung von der Conquista bis zur Gegenwart gegeben hat.
Wolfgang Reinhard ist Professor für Neuere
und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg.