Beschreibung
Aus dem Unverständnis der Muster politischen Handelns der städtischen
Armen entsteht oft das Fehlurteil, sie seien politisch eine amorphe und
manipulierbare Masse. Eine tiefergehende Analyse ihrer Handlungsmuster und
ihres Alltagsbewußtseins widerlegt eine solche Position. So waren die
städtischen Armen in Kenya etwa bei der Durchsetzung des
Mehrparteiensystems mehr als nur `Mitläufer’.
Demgegenüber wird politische Herrschaft in Kenya insbesondere auf der
Mikroebene, also z. B. in den prekären Wohnvierteln der städtischen
Armen, umgesetzt. Diese Herrschaft auf der Mikroebene ist ein tragender
Pfeiler der politischen Macht. Trotz des Mehrparteiensystems ist der
politische Alltag weiterhin von den Strukturen der Einparteienherrschaft
unter der Regierungspartei KANU bestimmt.
Aktuell hat dies zur Folge, daß es in Kenya zwar ein Mehrparteiensystem
gibt, ohne daß das Land sich aus der Perspektive der BewohnerInnen der
prekären Wohnviertel substantiell demokratisiert hat.