Beschreibung
Das Problem der deutschen Einheit beschäftigte in der Zeit des Kalten
Krieges nicht allein die Politiker. Die
Wiedervereinigung blieb das politische Ziel fast aller Deutschen in beiden Staaten,
die nach dem Zweiten
Weltkrieg auf dem Boden des Reiches entstanden.
Aus der Jugend kamen vielfältige Anregungen, das
Zusammengehörigkeitsgefühl diesseits und jenseits der
Demarkationslinie zu bewahren und mit den
Altersgenossen im jeweils anderen Teil des Landes Kontakte aufrechtzuerhalten oder neu zu begründen. Es
waren v. a. politische Jugendorganisationen, die sich
engagierten, indem sie Zeltlager, Freizeiten und
Wanderungen organisierten. Auf einer höheren Ebene veranstalteten sie Besichtigungsfahrten, Tagungen und
öffentliche Podiumsdiskussionen. Die Initiative ging hierbei i. d. R.
von den Westdeutschen aus. Die ostdeutsche
Staatsjugend FDJ bevorzugte es, in der Bundesrepublik die Arbeiterjugend und deren
Verbände zu beeinflussen
und für gemeinsame Aktionen zu gewinnen. Während die westdeutschen
Jugendorganisationen mit den
westlich-demokratischen Werten zu überzeugen versuchten, kam es der FDJ
darauf an, in der BRD den Boden
für eine sozialistische Gesellschaft vorzubereiten. Die von der
Politik errichteten Schranken, welche die Ost-West-Beziehungen auch unter den jungen Menschen immer stärker behinderten, räumte die Neue Ostpolitik ein
gutes Stück beiseite. Entscheidende Impulse dazu erhielt die Regierung der sozialliberalen Koalition nicht
zuletzt von den tabubrechenden Konzeptionen, die ihre Partei-Jugendverbände entwarfen.
Dr. Wolfgang R. Krabbe ist Professor für Neue Geschichte an
der Fernuniversität Hagen.